Die Paranoia City hat, wie viele von euch wissen, eine lange Geschichte. 1975 haben fünf Kommunard*Innen sich in den Kopf gesetzt, in Zürich einen anarchistischen Buchladen aufzutun. Nach den Grundsätzen der Selbstverwaltung – alle machen alles, keine*r ist Chef*In – sollte Propaganda für eine Welt frei von Herrschaft betrieben werden. In einer Abbruchliegenschaft in der Altstadt eröffneten sie im Februar 1975 den Paranoia City Laden mit einem winzigen Sortiment an anarchistischer Literatur, Büchern zur AKW-Bewegung, zum Feminismus und zur Kultur Indigener Völker, sowie U-Comix.
Aus dem Selbstverwaltungs-Projekt mit dem Anspruch der Propaganda durch die Tat war die linke Genossenschafts-Quartierbuchhandlung mit dem Fenster zur Welt geworden. Seit der Eröffnung an diesem uns fernen Tag im Februar 1975 sind genau 45 Jahre vergangen. Nun, im Februar 2020 schreiben wir euch, weil die Geschichte der Paranoia City weitergeschrieben werden will. Anfang dieses Jahres haben die Gründer*Innen ihren Buchladen in neue Hände gegeben. Die Welt von heute nicht freier von Herrschaft als die Welt von damals. Doch überall auf der Welt leisten Menschen Widerstand. Unterdrückte, Hinschauende und Aufschreiende, Feminist*Innen, Umweltaktivist*Innen und Demonstrant*Innen, Schreiber*Innen und Denker*Innen kämpfen jeden Tag auf dem ganzen Globus für eine bessere Zukunft. So scheint uns die Aufgabe eines guten, kritischen und mutigen Buchladens umso wichtiger. Wir sind drei junge Buchhändlerinnen, die ähnlich wie die Fünf von damals, einen feministischen, kritischen und neugierigen Buchladen gestalten wollen.
Wir wollen Büchern Raum schaffen, die die Welt ebendieser Herrscher infrage stellen, die schon 1975 die Welt in Gut und Böse teilten. Wir interessieren uns für Bücher und Texte und deren Menschen dahinter, die dieses binäre Denken von Richtig und Falsch zu durchbrechen wagen. Wir wollen Literatur verbreiten, die patriarchale Muster in allen Bereichen durchbricht und den Raum jenen widmen, die querer denken.
Jedes bereichernde Buch das gekauft, weitergegeben, gelesen und verschenkt, ausgeliehen, vorgelesen und verbreitet wird, löst in uns eine kleine Explosion aus.
Eine Buchhandlung muss ein Ort sein, wo Stimmen ihren Platz finden, die in der Mehrheitsgesellschaft untergehen – darüber sind wir uns einig.
Kommt vorbei – Lesen bildet Banden!
Melina, Margot & Auline
Zürich, Februar 2020